Zu viel Information kann negative Auswirkungen haben und zu viele Anreize können schlechte Entscheidungen bewirken – zu diesen und anderen teils unerwarteten Forschungsergebnissen kommt O.Univ.-Prof. Alfred Wagenhofer, Leiter des Center for Accounting Research der Uni Graz, in seinen langjährigen theoretischen und empirischen Arbeiten zum externen und internen Rechnungswesen. Kürzlich erhielt er für seine Forschungen den äußerst renommierten Dr. Kausch-Preis 2013 der Universität St. Gallen (HSG). Der mit 75.000 Schweizer Franken dotierte Preis, der seit 1984 jährlich vergeben wird, ehrt WissenschafterInnen für außerordentliche Errungenschaften in Forschung und Praxis auf dem Gebiete des finanziellen und betrieblichen Rechnungswesens.
Wie sollte die Entlohnung auf Managementebene idealerweise ausschauen, welche Informationen motivieren BereichsmanagerInnen, möglichst gute Entscheidungen zu treffen, und welche Beurteilungsmethoden steigern den Wert eines Unternehmens? Antworten auf diese Fragen finden ForscherInnen unter anderem im Rechnungswesen. Informationen aus diesem Gebiet können Betriebe bei Entscheidungen unterstützen, etwa in der Kostenrechnung oder im Controlling. Aber auch für die Steuerung von Unternehmensbereichen ist es wichtig, möglichst viele Auswirkungen des Rechnungswesens auf wirtschaftliche Entscheidungen zu kennen. Wagenhofer arbeitet dafür mit ökonomischen Modellen. „Im Kontext der Rechnungslegung geht es insbesondere darum zu analysieren, ob bestimmte Rechnungslegungsregeln die Qualität der Finanzberichterstattung in einem Marktgleichgewicht tatsächlich verbessern“, erklärt der Wissenschafter. Dabei zeigten sich teilweise unerwartete Ergebnisse, wie Wagenhofer berichtet: „Mehr Information muss nicht unbedingt besser sein, vorsichtige Rechnungslegung kann Vorteile gegenüber einer unverzerrten Rechnungslegung besitzen und präzisere Information kann die Qualität der Finanzberichterstattung senken.“
Wissenschaftliche Erkenntnisse wie diese sind für Standardsetting im Bereich der Rechnungslegung sehr wichtig. In seiner Funktion im österreichischen Standardsetter AFRAC bringt Wagenhofer, der zur Zeit eine Gastprofessur an der University of Sydney innehat, solche Erkenntnisse in die Gestaltung von Rechnungslegungs- und Corporate Governance-Regeln ein.